Oder: soweit die Knie tragen...
1.Tag, Samstag den 13. Mai 06
Wir starten mittags um 13.30 Uhr ab Zorge. S. ist begeistert von der leeren Autobahn A38. Nicht mehr begeistert sind wir von der idiotischen Straßenführung in Halle. Obwohl wir Ausdrucke von 3 verschiedenen Routenplanern dabei haben, verfransen wir uns gnadenlos an einer Großbaustelle und verlieren danach erst mal die Orientierung. Nach einer Weile merken wir, dass wir zwar auf der richtigen Straße sind, aber in die falsche Richtung! Beim Versuch, auf einem Supermarktparkplatz zu wenden, kommt ein allgemeiner Schrei: da gibt es Fischbrötchen und ein WC. Also erst mal Pause. Danach finden wir auch mühelos den richtigen Weg.
Gegen 17.00 Uhr treffen wir in Saarmund/südlich von Potsdam (unser erstes und bereits vorgebuchtes Quartier) ein. Die Straße „Waldkolonie“ finden wir allerdings erst nach einigem Fragen. Das Ferienhaus mitten im Kiefernwald ist sehr ansprechend und bietet jedem seinen eigenen Schlafraum (S. im Wohnzimmer).
Nach einem kleinen Spaziergang in der Umgebung fahren wir noch Richtung Potsdam, wo wir einen Supermarkt finden und unseren Wasservorrat auffrischen. Bestens ausgerüstet gibt es ein Abendbrot im Ferienhaus und eine Flasche Rosé zur Einstimmung.
2. Tag, Sonntag den 14. Mai 06
Ab halb acht morgens ist Leben im Ferienhaus – obwohl, die Hühner und insbesondere der Hahn unseres Vermieters waren schon sehr viel eher wach und haben dies lautstark kundgetan.
Nach einem kurzen Frühstück geht es Richtung Potsdam, da laut Reiseführer das Schloss Sanssouci schon früh morgens sehr überlaufen sein soll. Wir finden die gebührenpflichtigen Parkplätze nach wenigem Suchen. An der Kasse erfahren wir, dass die nächste Führung fürs Schloss in 4 Minuten stattfindet und wir bekommen drei der letzten Karten – hervorragendes Timing! Die kurzweilige Führung durchs Schloss absolvieren wir auf Filzpantoffeln und erfahren so einiges über das Leben des „Alten Fritz“.
Nach der Führung marschieren S. und B. noch die terrassenförmigen Parkanlagen mit den Weinreben hinunter bis zur Fontaine (E. schont derweil die Knie) und schießen einige Fotos.
Der „Gift-Shop“ zieht uns natürlich auch magisch an! Es gibt alle möglichen und unmöglichen Dinge zu kaufen (Papiertaschentücher mit aufgedrucktem Schloss...!). Wir schauen uns alles an,
können uns aber bremsen. Dann ist Mittagszeit. Das neben dem Schloss befindliche Mövenpick-Restaurant sieht einladend aus, ist aber laut Aushang „bis 14.30 Uhr ausgebucht“: Es ist Sonntag (=Brunch), Muttertag und zusätzlich noch Konfirmation, daher sind alle Tische belegt oder reserviert. Da wir die Schlossanlagen aber noch nicht endgültig verlassen wollen, setzen wir uns auf die Terrasse und speisen einige hervorragende Kleinigkeiten... und da Muttertag ist, bekommt jedes weibliche Wesen vom Hause ein Glas Mövenpick-Konfitüre geschenkt!
Nach dem Essen wollen wir eine Kutschrundfahrt mit entsprechenden Erklärungen durch den Park Sanssouci machen.
Wir sehen von der Kutsche aus die Neue Orangerie, den Teepavillon, die Fasanerie sowie vieles mehr und machen einen viertelstündigen Stop am Neuen Palais.
Damit haben wir dann für den heutigen Tag wirklich genug gesehen. Wir kaufen noch einige Postkarten und fahren dann zurück Richtung „Heimat“.
Unser Vermieter hat uns vom Flughafen Saarmund erzählt, und dass man dort nett sitzen und Kaffee trinken kann und den Flugbetrieb beobachten. Das haben wir vor. Der Flugplatz soll hinter dem Hügel sein, wir finden den Abzweig von der Landstrasse. Die schmale, asphaltierte Nebenstrecke geht unvermittelt in eine bucklige Sandpiste über S. flucht, das Auto schlingert und E. versucht zu beschwichtigen. Schweißgebadet bugsiert S. das Auto bis zum Parkplatz beim Hangar und verkündet, nicht zurückzufahren... ihr Auto wäre nicht „Paris-Dakar“-geeignet. Im Kaffeegarten des kleinen Flughafen-Restaurants sitzen wir dann aber sehr nett bei Cappuccino und Kuchen und schauen diversen Fluggeräten beim Starten und Landen zu, und auch der Rückweg durch die Sandwüste klappt ohne Pannen.
Abends wird das mittags ausgefallene Muttertagsmenü nachgeholt. Das Restaurant heißt 237:OxhoFt – allein dieser Name beschäftigt uns so lange, bis das Essen da ist (Oxhoft ist angeblich ein altes englisches Hohlmaß für Wein). Wir bekommen einen Vorspeisen-Mix auf einem wagenradgroßen Teller, und auch der Rest gefällt uns sehr gut.
3. Tag, Montag den 15. Mai 06
Da wir heute nichts mit Termindruck vorhaben, war eigentlich abgesprochen, dass wir ausschlafen. Gegen 7 Uhr schleicht E. so betont leise durchs Wohnzimmer zur Toilette, dass S. zwangsläufig wach wird... war also mal wieder nix mit ausschlafen, auch B. wird wach. Nach einem geruhsamen Frühstück und einem Schwätzchen mit dem Vermieter starten wir Richtung Potsdam, wo wir heute etwas bummeln wollen.
Wir finden einen Parkplatz in der Nähe des holländischen Viertels und erkunden dieses zu Fuß und im Zickzack – sooo viele nette Lädchen links und rechts!
E. ersteht einen Topf Seidenblumen als Mitbringsel für ihre Mieterin, S. und B. kaufen T-Shirts. Mittagessen im Sonnenschein in der Fußgängerzone, und später auf dem Rückweg noch Einkehr auf einen Kaffee.
Gegen 4 Uhr verlassen wir Potsdam, und da immer noch die Sonne scheint, wollen wir noch ein wenig „ans Wasser“. S. empfiehlt den Seddiner See, von dem sie im Internet gelesen hat, und wir suchen mal wieder. Der See ist zu finden, aber leider kein Zugang zu diesem oder eine hübsche Strandpromenade, so wie wir uns das vorgestellt hatten. Ersatzweise sitzen wir noch ein Weilchen im Sonnenschein an einem schilfigen Zipfel des Sees, den wir nach einem kurzen Spaziergang von einem Dörfchen aus finden, und sehen den Mücken zu und lauschen den Wasservögeln.
Abendessen gibt’s heute „zu Hause“ im Ferienhaus.
4. Tag, Dienstag den 16. Mai 06
Am Morgen müssen wir packen und unser schönes Waldquartier räumen. B. und S. machen sich besonders „schön“, womöglich werden sie im Filmpark Babelsberg „entdeckt“!
Der Filmpark ist nicht sehr groß, aber sehr liebevoll gestaltet. Wir bestaunen die Filmtiershow, Ausstellungen mit Requisiten und Filmtricks und E. und B. erleben im Fernsehstudio 1, wie man Fernsehen macht, am Beispiel Nachrichten mit Wetterkarte. In einer kleinen Bahn machen wir eine Studiorundfahrt mit durch die „echten „ Filmstudios, wo heute z. B. Soaps wie „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“ gedreht werden, früher aber auch Filme mit Marlene Dietrich und Heinz Rühmann entstanden sind.
Sehr interessant ist die Filmkulisse, an der wir aussteigen: ein ganzer Straßenzug samt Laternen und Straßenbahnschienen von ca. 1900, vorne die Häuserfassaden mit Balkonen und Fenstern, aber von hinten nur Stützgerüste – wirklich alles nur Fassade! Unser Rundfahrtführer erklärt uns, dass sich diese Kulisse binnen kürzester Zeit in jede beliebige Großstadt dieser Zeit verwandeln kann, sei es nun Berlin, Madrid, Paris oder wo auch immer, nur durch Verändern kleiner Details wie z.B. Feuerleitern für New York... wir sind sehr beeindruckt. Nach der Rundfahrt hetzen wir weiter zur Stuntshow im Vulkan – Action mit röhrenden Motorrädern quietschenden Autoreifen, Prügel- und andere Stuntszenen, und das alles zu Special Effects mit viel Feuer und dröhnender Rockmusik.
Danach müssen wir uns erst mal stärken und schippern später noch beschaulich im Böötchen durch Janosch’s Traumland – ist vielleicht eher für Kinder gedacht, aber da auch andere große Kinder mitfahren, müssen wir natürlich auch! Mittlerweile ist es Spätnachmittag geworden. Da wir dem Vermieter unseres nächsten Quartiers in Berlin-Reinickendorf bereits Bescheid gesagt hatten, dass wir erst gegen 19.30 Uhr ankommen wollen, haben wir noch Zeit. Wir verlassen den Filmpark und fahren nach Norden. Am nördlichen Ende des Parks Babelsberg finden wir einen Parkplatz hinter einer kleinen Brücke, die so schmal ist, dass der Verkehr nur einspurig mittels Ampel darüber gelassen wird. Wir erkunden, dass es sich hier um die Parkbrücke über den Teltowkanal handelt, und setzen uns dort noch ein Weilchen ans Ufer in die Sonne. In Sichtweite befindet sich die Glienicker Brücke, und ab und zu kommt ein Boot vorbei ... nett hier!
Schließlich müssen wir uns aber doch losreißen und uns auf den Weg machen Richtung Berliner City. S. wird schon wieder nervös, aber wie durch ein Wunder finden wir uns problemlos zum Eichborndamm, und zu allem Überfluss ist auch noch eine Parklücke direkt vorm Haus Nr. 35 frei, in die sich S., die mittlerweile kurz vorm Hyperventilieren ist, mit letzter Kraft hineinrettet. Geschafft! Unser Vermieter kommt auch gerade angeschlendert. Wir bekommen die Wohnung erklärt und können unser Gepäck ins Hochparterre asten. Das Auto hat die nächsten drei Tage frei; wir wollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Da wir alle ziemlich kaputt sind, bleiben wir den Rest des Abends in der Wohnung.
Die Bettenverteilung in diesem Quartier ist mal wieder bunt: S. nächtigt auf dem ausgezogenen Sofa im Wohnzimmer, E. bekommt das Schlafzimmer und für B. wird der IKEA-Schlafsessel in die Küche gezerrt.
5. Tag, Mittwoch den 17. Mai 06
Am nächsten morgen ist E. mal wieder als erste auf. Nach dem Duschen kramt sie ihren Reisefön heraus und will sich die Haare trocknen. Nach kurzem Brummen ein Knall – und das Bad ist dunkel und still – Kurzschluss! Es stellt sich heraus, dass E.’s Fön noch auf USA-Stellung (also 115 V) stand und daher die deutsche Steckdose nicht verkraftet hat. Zusätzlich ist noch die Sicherung rausgeflogen. Eine fieberhafte Suche in der ganzen Wohnung nach dem Sicherungskasten beginnt. E. ist bereits am Jammern, dass sie womöglich den Vermieter noch mal anrufen und fragen muss, aber nach mehrmaligem Schauen in die diversen Wandschränke unserer Altbauwohnung findet sich schließlich hinter einem Wäschekorb versteckt doch noch der Sicherungskasten, und wir bekommen wieder Strom in unser Bad. Jubel und absolute Erleichterung bei E.
Am späten Vormittag sind wir endlich ausgehfertig und beschließen erst mal mit der U-Bahn Richtung Gedächtniskirche zu fahren. Dort fahren wohl die meisten Stadtrundfahrt-Busse ab und wir erkundigen uns nach Preisen und Routen. Wir entscheiden, dass wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit die Fahrt auf den nächsten Tag verlegen und gehen zielstrebig zum KaDeWe. Von früheren Besuchen kennen wir die obere Etage mit den Lebensmittel- bzw. Delikatessenabteilungen. Dort staunen wir, bis E. nicht mehr laufen kann. Danach ist ein Besuch im Dachrestaurant fällig. Der Besuch an diesen Selbstbedienungs-Buffets führt zu einer recht hohen Rechnung – eben echt KaDeWe.
Danach geht es mit der U-Bahn weiter zum Alexanderplatz, den wir nicht mehr wiedererkennen, da unser letzter Besuch ca. 25 Jahre her ist. Die Straßenbahn bringt uns dann zu den Hackeschen Höfen. Hier kann man bestimmt gut (und teuer!) leben.
Da wir (und besonders E.) schon wieder einigermaßen fußlahm sind, beschließen wir, unsere Kräfte für morgen zu sparen und fahren in unsere Luxuswohnung. Der Abend endet dort mit Spaghetti und Tomatensoße.
5. Tag, Donnerstag den 18. Mai 06
Gegen 10 Uhr verlassen wir die Wohnung und fahren mit der U-Bahn wieder zum Ku’-Damm. Bei dem Anbieter, den wir uns bereits am Vortag ausgesucht hatten, buchen wir eine kombinierte Stadtrundfahrt mit Bus und Schiff. Es ist trüb, das Oberdeck vom Doppeldeckerbus ist mit einem Verdeck zugeknöpft, durch die es bei einem Schauer am Morgen durchgetröpfelt hat. Wir finden trockene Plätze und fahren los, können sowohl deutschen als auch englischen Erklärungen lauschen und stellen fest: es wird immer noch viel gebaut in Berlin. Beim Nikolaiviertel werden wir rausgelassen und suchen unser Schiff.
Nun ist die Spreerundfahrt dran. Wir schippern am Bundeskanzleramt vorbei, bewundern die Kuppel vom Reichstag und den Balkon von Angela Merkel. Weiter geht’s zur Museumsinsel. Leider fängt es zwischendurch wieder an zu tröpfeln, und so sitzen wir mit Schirmen auf dem Oberdeck. Als die Rundfahrt vorbei ist, hat sich das Tröpfeln in einen ausgewachsenen Dauerregen verwandelt. Mit Schirmen bewaffnet suchen wir ein trockenes Plätzchen, denn zum einen ist Mittagszeit und zum anderen haben wir noch Zeit zu überbrücken, bis unser Bus uns wieder aufsammelt.
Nach dem Essen in einem Express-Chinarestaurant im Dom-Aquarée bummeln wir noch durch einige der umliegenden Läden, aber dann kommt unser Bus; es regnet immer noch. Erstaunlicherweise ist „der Tempelhofer“ immer noch mit einem oben offenen Doppeldeckerbus unterwegs; dieser hat auch kein anknöpfbares Verdeck. Dementsprechend steht das Wasser bereits auf dem Oberdeck zentimeterhoch, und dadurch läuft der gesamte Bus voll. Wir haben Mühe, unten Plätze zu finden, bei denen nicht durch die Lüftungsdüsen schon das Wasser auf die Velourssitze durchtropft, und bei jedem Bremsen an einer Ampel schwappt vom Oberdeck ein Schwall Wasser über die Treppe nach unten. Der Reiseführer sagt über Mikro durch, dass wir in spätestens 20 Minuten einen Stopp einlegen, um den Bus zu wechseln, dieser hier wäre doch etwas arg durchgeweicht inzwischen... Wir finden, diese Erkenntnis kommt reichlich spät; dieser Bus ist quitschenaß und braucht bei trockenem Wetter sicherlich tagelang, bis die völlig durchgeweichten Sitze wieder trocken sind... Wir fahren am Schloss Charlottenburg vorbei und halten kurz danach an, um tatsächlich noch in einen geschlossenen, trockenen Bus umzusteigen. Unsere Fahrt endet wieder am Ku’damm.
Danach trennen wir uns. S. möchte unbedingt ein Museum besuchen und fährt zum Potsdamer Platz. Im Gropius-Bau ist die Ausstellung „Versunkene Schätze Ägyptens“. Danach Besuch in einem Bistro und kurzer Bummel über den Potsdamer Platz. Dort ist abends ziemlich viel los. S. sieht an einem Sushi-Restaurant einen Stand, an dem man kleine Portionen mitnehmen kann. Da wir uns schon ein paar Mal gefragt haben, wie das wohl schmeckt, beschließt S. eine kleine Portion mitzunehmen. In unserer Wohnung probieren wir es und beschließen: man kann es essen - aber man muss es nicht unbedingt haben.
B. und E. haben inzwischen von der Wohnung aus per Telefon nach langem Anlauf eine Bleibe für die nächsten Tage gebucht – in Waren an der Müritz. B. hatte irgendwo gelesen, dass am Wochenende die Müritz-Sail ist und nun sind wir gespannt darauf.
6. Tag, Freitag den 19. Mai 06
Morgens ist Kofferpacken angesagt. Wir müssen Abschied nehmen von unserer Bleibe in Berlin. Um 11 Uhr kommt noch mal der Wohnungsbesitzer zum „Auschecken“, dann fahren wir ab Richtung Norden. Wir fahren Landstrassen, über Oranienburg und Herzberg und machen Mittagspause in Lindow am Wutzsee – weil der Name so lustig ist! Das Zisterzienser-Innenkloster besichtigen wir dann doch nicht, da eingezäuntes Privatgelände, aber Mittagessen in der Museumsstube. Dann geht es weiter über Wesenberg, wo wir uns unterwegs schnell die Marienkirche anschauen. Aber es ist kühl und windig und tröpfelt zeitweise, und so fahren wir bald weiter. Über Mirow und Röbeln geht es nach Waren/Müritz.
Was uns unterwegs immer wieder auffällt sind die vielen blühenden Fliederbüsche. Ganze Hecken bilden lange Reihen an den Wald- und Wegrändern.
Unsere Ferienwohnung soll über einem Friseursalon direkt in der Altstadt, genauer gesagt „Am Neuen Markt“ liegen. Wir versuchen zunächst, uns so hinzufinden, aber irgendwie kommt uns die Fußgängerzone in die Quere. B. fragt in einem Laden nach dem Weg, und schließlich finden wir mit Umwegen den Friseursalon. Eine Angestellte ist von der Besitzerin beauftragt, uns die Wohnung zu zeigen: wir wohnen tatsächlich mitten in der Fußgängerzone über dem Salon in der Altstadt, mit einem Parkplatz hinterm Haus auf dem Hof. Auch mal nicht schlecht, bis auf die lange, steile Treppe, die E.’s Knien nicht so zusagt. Die Wohnung ist sehr groß mit zwei Doppelschlafzimmern, allerdings offenbar noch recht neu, etwas steril und mit nur kleiner Kochecke im Stil „Single-Küche“.
Nach der Anmeldung mit Zahlung der Kurtaxe (!) gehen wir in ein Selbstbedienungskaffee, da S. auf Kaffee und Kuchen besteht. Als wir dieses wieder verlassen, steht die ganze Altstadt voller Menschen, die auf den gerade aufmarschierenden Festumzug warten. Das müssen wir uns natürlich auch ansehen. Der Zug ist ziemlich lang und hat so viele Teilnehmer, dass eigentlich am Rand nur noch Touristen und keine Einwohner mehr sein können. Wir beschließen, dass wir uns das weitere Spektakel der Müritz-Sail im Hafen auch ansehen müssen. Es handelt sich um mehrere Bühnen mit verschiedenen Veranstaltungen, Riesenrad, Fressbuden und Verkaufsbuden. Und es ist größer, als wir gedacht hatten. Leider ist es immer noch ziemlich stürmisch, und so zockeln wir nach einem ausgiebigen Bummel in unsere Wohnung und essen Abendbrot.
7. Tag, Samstag den 20. Mai 06
Am nächsten Morgen holt S. zum Frühstück frische Brötchen beim benachbarten Bäcker – wie schön, wenn man mitten in der City wohnt.
Nach dem Frühstück wollen wir mit dem Auto etwas die Gegend erkunden. Es ist zwar immer noch windig, aber trocken. Wir halten zunächst in Penzlin an. Dort begeben wir uns auf die Alte Burg, wo es eine Ausstellung über Hexenverfolgung gibt sowie eine Folterkammer mit entsprechenden Werkzeugen besichtigt werden kann. Die Sonne scheint, und wir setzen und anschließend noch in den Burghof auf ein Getränk und beobachten eine Hochzeitsgesellschaft, denn in der Burg kann man sich auch „trauen“! Doch schließlich reißen wir uns los und fahren weiter.
Unser nächstes Ziel ist Neubrandenburg. E. hat aus dem Reiseführer vorgelesen, dass die alte Stadtmauer fast noch komplett erhalten ist, und so wandern wir dort entlang und bewundern die niedlichen kleinen Wiekhäuser, die in diese Stadtmauer hineingebaut sind. Eines davon ist sogar zum Ferienhaus umgebaut worden und kann gemietet werden – aber gut, wir haben ja für 3 Nächte unser Quartier in Waren gebucht. Auch die Stadttore sind sehr imposant und gut erhalten. Nach zwei Stadttoren (von vier) geben die Knie von E. auf und wir biegen Richtung Innenstadt ab. Dort gönnen wir uns ein einfaches (!) Mittagessen in Form einer Currywurst und dann geht’s zum Auto zurück.
Da wir unbedingt eine Schleuse sehen wollen und im Reiseführer nur eine Schleuse in Mirow erwähnt ist (wir haben leider keine Wasserkarte) müssen wir dorthin. Als wir auf der Brücke stehen, fahren zwei Boote raus und es ist weit und breit kein anderes Boot zu sehen. Also fahren wir eine Weile am Kanal entlang bis wir ein Boot in Richtung Schleuse fahren sehen, wenden und fahren zurück zur Schleuse. Aufgrund unserer Hausbooterfahrung interessiert es uns immer, wie andere die „Schikane“ Schleuse meistern. Wir schauen also zunächst zu, wie zwei Boote aufwärts schleusen – recht unspektakulär, offenbar Profis. Okay, in die Gegenrichtung sind drei Boote unterwegs: 2 yachtartige Hausboote (oder hausbootartige Yachten?) sowie ein etwas größeres Teil, das nach Ausflugsboot aussieht. Zunächst scheint es so, als ob alle drei gar nicht auf einmal in die Schleuse passen, aber dann schließen die Tore doch, und es geht bergab. Die „Lady Birgit“ (!) ist als erstes reingefahren und müsste somit auch als erstes wieder hinaus, aber auch als das untere Tor schon eine ganze Weile auf ist, tut sich nichts. Von der Mitte der Brücke aus, wo wir stehen, sieht man nur das hochgezogene Tor, also müssen wir etwas zu Seite gehen: die Mannschaft hantiert hektisch im Steuerstand umher und versucht, den Motor wieder zu starten, aber es tut sich offenbar nichts. Vom dahinterliegenden zweiten Schiff kommt jemand zur Hilfe, aber auch dieser Mann kann nichts ausrichten. Allgemeines Schulterzucken! Auch die Schleusenwärterin, die oben am Fenster ihres Häuschens steht, zuckt zunächst mit den Schultern. Da sie aber ihre Schleuse freibekommen will – aus der Gegenrichtung wartet auch schon wieder ein Boot – rafft sie sich schließlich auf, kommt aus ihrem Häuschen und zieht zu Fuß das manövrierunfähige 8 bis 10 Meter lange Boot aus der Schleuse bis zu einem der Wartepoller hinter dem Schleusenausgang. Nun können die beiden anderen Schiffe auch endlich aus der schmalen Schleuse fahren. Wir schauen uns dieses ganze Spektakel interessiert von der Brücke aus an und sind froh, dass uns so etwas in unserem Hausboot-Urlaub vor 2 Jahren nicht auch passiert ist – die Sache mit dem steckengebliebenen Gashebel war auch schon aufregend genug, aber da haben wir wenigstens nicht noch andere behindert!
Inzwischen hat es sich leider eingeregnet, und so fahren wir zurück nach Waren, wo wir nach einem kurzen Getränk im Restaurant „U-Nautik“ (stilecht wie ein U-Boot) in unsere Ferienwohnung zurückkehren. Eigentlich soll heute abend Feuerwerk sein als Höhepunkt der Müritz-Sail, aber es stürmt und regnet... L Daher schauen S. und B. nur von der Haustür aus zu; E. verzichtet aufgrund der steilen Treppe.
8. Tag, Sonntag den 21. Mai 06
Morgens um halb acht ertönt von unten ein ohrenbetäubendes Bollern. Jemand räumt über das Kopfsteinpflaster im Hof ca. 10 Mülltonnen bis hinter den Parkplatz an die Straße. Nun sind alle wach und sauer – von wegen Sonntags mal ausschlafen! Trotzdem brauchen wir noch bis fast 10 Uhr, bis wir so in Gang kommen. Da unsere Wohnung hier leider über keinen Toaster verfügt, hat E. großzügig zum Frühstück im benachbarten Café eingeladen.
Danach klettern wir ins Auto (es regnet mal wieder) und fahren zunächst nach Malchow. Dort gibt es eine alte Drehbrücke, und pünktlich um 12 zur stündlichen Öffnung der Brücke stehen wir daneben und schauen fasziniert zu, wie von einer Seite – es warten Boote von beiden Seiten an der schmalen Durchfahrt – ein Boot bei Rotlicht Gas gibt und durch die Brücke tuckert. Alle Zuschauer sind recht verblüfft, und der Brückenwärter ruft über den Lautsprecher noch hinterher: „Hier bei uns in Malchow fährt grün vor rot!“. Ein Mann mit einem zugenähten Apfelpflücker steht auf der Brücke und kassiert von den durchfahrenden Schiffen Spenden für den Erhalt des technischen Baudenkmals.
Wir schauen noch bei der Klosterkirche vorbei, wollen uns aber dann die Orgelausstellung dort doch nicht antun.
Hinter Malchow geraten wir auf eine Nebenstrecke. Die Straßen werden sehr schmal, aber irgendwie wildromantisch, und laut Straßenkarte kommen wir außerdem jetzt am „Tal der Eisvögel“ vorbei. Mehr zufällig – durch einen Abzweig von der eh schon schmalen Durchfahrtsstraße – finden wir tatsächlich in dieses Tal, zumindest weist ein Schild darauf hin. Wir haben Lust auf einen kleinen Spaziergang und wandern daher den Weg, in den dieses Schild zeigt, ein Stück hinein, an einem Bach entlang, und schauen aufmerksam ... aber leider keine Eisvögel zu entdecken. Ob die wohl schon ausgestorben sind? Na gut, Elche haben wir ja auch nicht gefunden in Maine...
Weiter geht’s nach Plau am See. Dort stehen wir zunächst auf der sogenannten Hühnerleiter, einer im Volksmund so genannten Brücke über die Schleuse, und schauen einige Zeit dem Schleusenbetrieb zu – eine unserer Lieblingsbeschäftigungen! Außerdem gibt es in Plau noch eine historische Hubbrücke zu bestaunen. Wir setzen uns in ein Café direkt neben der Brücke und erfahren von der Bedienung, dass die Brücke keine regelmäßigen Öffnungszeiten hat, sondern bei Bedarf aufmacht. Also müssen wir warten. Erst nachdem wir das Café verlassen haben, kommt ein Hausboot vorbei, das definitiv nicht unter der Brücke durchpasst. Aber es ist weit und breit kein Brückenwärter zu sehen. Aber schließlich öffnet bzw. hebt sich die Brücke trotzdem. Wir lesen hinterher auf einem Schild, dass es eine Fernbedienung gibt. Wir haben auch Kameras an der Einfahrt gesehen ... womöglich lag der Brückenwärter zu Hause im Fernsehsessel?
Mittlerweile ist es schon fast vier Uhr nachmittags, und so machen wir uns langsam auf den Weg zurück in Richtung Waren. Wir landen wieder auf einer Nebenstrecke, und bleiben hinter einem sehr abgelegenen Örtchen Namens Sparow an einem Schild „Teerofen“ hängen. Was das genau sein soll, interessiert uns dann doch. Wir wenden daher und fahren zum sogenannten Teerschwelergehöft Sparow im Naturpark Nossenthiner Heide. Dort zeigt man uns zunächst einen sehr interessanten Film über die Herstellung von Teer (und gleichzeitig Holzkohle, gewissermaßen als Abfallprodukt), bevor wir uns den Teerofen auf dem Freigelände noch selbst anschauen können. Wieder dazugelernt!
Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen im Restaurant „Die Müritzfischer“ in Waren, wo E. uns alle zum Fischessen einlädt. Wenn man schon an der Müritz wohnt, muss man ja wenigstens einmal Fisch aus heimischen Gewässern essen! Mit einem kurzen Hafenbummel beschließen wir den Tag.
9. Tag, Montag den 22. Mai 06
Der letzte Morgen in Waren. S. hat sich einen Termin beim Friseur geben lassen – schließlich wohnen wir oben drüber. Nachdem sie zurück ist (und schlichtweg begeistert vom günstigen Preis!), wuchten wir unsere Koffer ins Auto und verlassen die Müritz in Richtung Norden.
Die Burg Schlitz (liegt Schlitz nicht eigentlich in Hessen?!) lassen wir zu E.’s Leidwesen links liegen und fahren über schöne Alleen durch gelbe Rapsfelder durch bis Ribnitz-Damgarten, wo leider das Wetter wieder umschlägt. Es blitzt, donnert und schüttet auf einmal fürchterlich, so dass wir doch keine Pause einlegen weiterfahren bis auf den Darß. In der Kurverwaltung von Dierhagen holen wir uns ein Gastgeberverzeichnis für Darß-Fischland-Zingst, da wir noch kein Quartier haben – wir sind mutig ins Blaue gefahren.
S. will zunächst die Methode „fahren-wir-gleich-hin-und-schauen-die-Wohnung-an“ ausprobieren, aber es funktioniert nicht – schon weil es wieder schüttet. B. versucht sich darauf wieder per Telefon, kommt aber damit auch nicht weiter – weil es heißt, man rufe zurück und dann meldet sich niemand. E. zeigt schließlich auf ein Schild „FeWo zu vermieten“ an einem Haus, wir fragen, besichtigen, und haben schließlich ein kleines, sehr gemütliches und ziemlich neues Appartement, gar nicht mal so teuer und ebenerdig zur Freude von E.’s Knien.
Hier gefällt es uns! Wir packen das Auto aus und richten uns ein. Danach beschließen wir, noch einige Lebensmittel für unser Abendessen zu besorgen. Wieder in der Wohnung genießen wir einen Kaffee auf unserer Terrasse und gehen noch eine kleine Runde bis zum Bodden. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Italiener vorbei und lesen die Auszüge aus der Speisekarte. Das ist ein Fehler!!! B. hat als einzige Geld mit und schlägt vor, dieses bei einem guten Abendessen auf den „Kopf zu hauen“. Wir vergessen alle guten Vorsätze von Sparsamkeit und unseren vollen Kühlschrank und kehren ein.
10. Tag, Dienstag den 23. Mai 06
Heute schlafen wir wirklich einmal lang: kein krähender Hahn, keine scheppernden Mülltonnen und kein Verkehrslärm. E. beherrscht sich bis 9 Uhr, dann gibt’s Frühstück.
Wir wollen heute mal unsere Inseln erkunden. Wir fahren zunächst bis Prerow, wo wir uns eigentlich den Leuchtturm ansehen möchten. Leider stellt sich heraus, dass dieser 4 km außerhalb liegt. Man kann mit der Pferdekutsche oder einer Bimmelbahn hinfahren (nachdem man sein Auto auf einem ebenfalls gebührenpflichtigen Parkplatz abgestellt hat!), oder man geht zu Fuß. Zu den beiden ersten Möglichkeiten haben wir keine Lust, Variante drei fällt aufgrund „technischer“ Probleme aus – SO WEIT tragen die Knie dann doch nicht! Plan B wäre die Seebrücke von Prerow, aber die liegt ähnlich weit außerhalb. Wir wollen nicht mehr und verlassen Prerow.
Weiter nach Zingst; dort gibt es laut Karte ebenfalls eine Seebrücke. Und diese liegt strategisch günstig, direkt am Ort. Nur Parkplätze gibt es keine, jedenfalls keine kostenlosen, also wieder einen Euro opfern. Über den Deich und dann auf die Seebrücke (Frage von S.: „Wofür werden die Dinger eigentlich gebaut?“).
Es ist kalt, glücklicherweise trocken, aber sehr windig - um nicht zu sagen stürmisch. Wir gehen ein Stück auf die Brücke hinaus, und plötzlich fällt B. ein, dass wir ein altes Brötchen vom Frühstück dabei haben. Damit kann man die Möwen füttern! Man wirft ein Bröckchen in die Luft, und schon ist ein ganzer Schwarm Möwen da. Die schaukeln im Wind, nur wenige Zentimeter vor unseren Nasen, und wir nutzen die Chance, um ein paar ungewöhnliche Fotos zu schießen. So ungefähr muss das in Hitchcocks Film „Die Vögel“ gewesen sein – wir haben noch nie so viel Spaß mit einem alten Brötchen gehabt! Da der Wind aber so stark ist, dass es uns fast von der Brücke pustet, gehen wir bald wieder, ohne noch bis ans Ende der Brücke hinausgegangen zu sein. Anschließend wärmen wir uns in einer Bäckerei bei Kaffee und Kuchen auf.
Dann fahren wir weiter, zurück aufs Festland. In Barth drehen wir nur mit dem Auto eine Runde durch die Altstadt, stoppen aber dann doch nicht und fahren stattdessen weiter in Richtung Ribnitz-Damgarten. Wir haben zunächst den vagen Plan, dort das Bernsteinmuseum im Kloster zu besichtigen. Kurz hinter Barth stoppen wir aber erst mal in dem Örtchen Bodstedt am Saaler Bodden. Von der Straße aus haben wir einen kleinen Hafen gesehen, dort liegen malerisch einige altmodisch wirkende Holzboote, die typisch für die Gegend sind, die sogenannten Zeesenboote. Die Sonne lugt zwar ab und zu durch, aber der Wind ist immer noch unangenehm stark, also weiter nach Ribnitz-Damgarten und nach dem Bernsteinmuseum suchen. Als wir es endlich gefunden haben, schauen wir uns im Foyer einige Bernsteinstücke an, haben dann aber doch keine Lust, noch reinzugehen. Wir drehen noch eine Runde um das Kloster und dann zurück zum Auto.
Ersatzweise beschließen wir, einen Abstecher nach Warnemünde zu machen. Dort gibt es laut Karte drei Leuchttürme, vielleicht haben wir ja dort noch eine Chance. Über Graal-Müritz erreichen wir Warnemünde, müssen dort aber feststellen, dass die Strasse auf einmal am Wasser endet und man nur mit einer Fähre in den eigentlichen Ort kommt. S. hat keine Lust, Fähre zu fahren, und wendet kurzentschlossen. Wir stellen fest, dass wir ohne Fähre nur durch eine große Runde über Rostock in den Ort gelangen können, und dazu haben wir nun auch keine Meinung, spätnachmittags im Feierabendverkehr! Also zurück. In Graal-Müritz soll es einen Rhododendrenpark geben, den möchten wir nun sehen. Wir finden ihn und können es kaum glauben: sowohl der Park als auch der zugehörige Parkplatz sind kostenlos! Kein Eintritt, kein Parkschein – nix! Wir sind begeistert und schlendern durch den farbenfrohen Park, wo leider noch nicht alle Büsche aufgeblüht sind. Denen ist es sicherlich auch zu kalt... L
Auf dem Heimweg kaufen wir noch einen kleinen Räucheraal fürs Abendbrot im Ferienhaus und stellen fest, dass wir nun eine große Runde um den ganzen Bodden gefahren sind! Leider müssen wir ja aber morgen schon wieder hier abreisen.
11. Tag, Mittwoch den 24. Mai 06
Morgens ist also mal wieder Kofferpacken angesagt. Im Andenkenladen unserer Ferienhausvermieter stöbern wir vor der Abfahrt noch, und erstehen dann auch einige Mitbringsel.
Heute scheint die Sonne, und wir fahren über Warnemünde – heute dann doch Autofähre! - in Richtung Westen. Unser Weg führt uns über Bad Doberan, wo E. darauf besteht, einen Zwischenstop beim Bad Doberaner Münster einzulegen. Während S. lieber Raucherpause macht, bewundern E. und B. den vergoldeten Hochaltar (einer der ältesten deutschen Flügelaltäre), die Kapelle der Familie von Bülow und den doppelseitigen Kreuzaltar, der einst den Mönchsbereich von dem der Laien trennte. Dann geht’s weiter Richtung Wismar.
In Neubukow Mittagspause in einem Mühlenrestaurant. Wir verzichten allerdings darauf, uns die Windmühle genauer anzuschauen, da wir um 16 Uhr in Zapel verabredet sind, und es schon wieder viel zu spät ist. Also zügig durchfahren, über Warin und Crivitz nach Zapel. In dem 300-Seelen-Ort finden wir relativ mühelos das alte Pfarrhaus von Cousin Ekkehard („Merkwürden“, oder auch genannt der „Weihbischof von Mecklenburg“). Ekkehard trifft eine Stunde später auch ein und zeigt uns das weitläufige Haus. Zimmer gibt es hier genug, und die Anordnung ist einigermaßen verwirrend, da jeder Raum mehrere Türen zu den Nachbarzimmern hat. Insbesondere E. irrt manchmal minutenlang orientierungslos im Kreis, auf der Suche nach einer Toilette oder einem bestimmten Schlafzimmer. Zur Begrüßung gibt es eine fette Buttercremetorte (an der wir übrigens noch tagelang essen). Nach dem Autoausladen hat S. den Autoschlüssel verbummelt, und die Suche danach gestaltet sich in diesen Räumlichkeiten besonders schwierig. „Wo ist der Raum mit dem grünen Sofa?“ Der Schlüssel findet sich später glücklicherweise wieder in der verkehrten Handtasche an.
Zum Abendessen laden uns Ekkehard und Ilona nach Schwerin zu „Wöhlers“ ein, einem stilvollen historischen Restaurant, wo wir im Separée sitzen. Nach einem guten Essen fährt uns Merkwürden wieder in unser Pfarrhaus und verabschiedet sich von uns, da die beiden einen „Herrentags-Ausflug“ bis zum Samstag vorhaben.
Wir sind also allein! Nun geht die Sucherei erst richtig los. Wer schläft wo und vor allem auf was? Wie viele Toiletten gibt es hier (Antwort: 3) und wie viele Badezimmer (Antwort: 2). Und wie kann sich E. die Wege am besten merken und markieren? Und vor allem: warum ist es hier so kalt!!!! Aber nach ca. 1 Stunde kehrt Ruhe ein.
12. Tag, Donnerstag den 25. Mai 06
S. steht auf und E. winkt ihr vom Ende des Flures ein fröhliches Guten Morgen zu.
Wir erkunden später das ganze Haus. Es ist ca. 120 Jahre alt und teilweise noch im Originalzustand. Ekkehard hatte uns erzählt, dass es unter Denkmalschutz steht. Das 1. Geschoss ist genauso riesig und hat noch alte Kachelöfen und darüber gibt es noch ein Dachgeschoss. Im Keller rettet B. eine Kröte und entlässt sie in den riesigen Garten.
Wir drehen uns in der Küche die Heizung auf und frühstücken dort – draußen regnet es schon wieder L Merkwürden überrascht uns auch: er schaut im Laufe des morgens noch mehrfach vorbei und sucht einen Inbusschlüssel und gottweißwas, zerstreut wie immer.
Gegen Mittag beschließen wir, gen Norden nach Wismar zu fahren, ein hübsches kleines Hansestädtchen mit historischer Altstadt. Am Hafen wird Räucherfisch frisch vom Kutter verkauft. Wir können natürlich nicht widerstehen und erstehen für jeden ein Fischbrötchen sowie eine Kiste mit einem Sortiment von verschiedenen Sorten Räucherfisch, die wir zunächst im Auto deponieren.
Dann geht es in die hübsche Altstadt von Wismar. Wir bewundern unterwegs einige alte Häuser und landen dann auf dem wirklich schönen Marktplatz mit vielen markanten Bauten, wie z.B. der Wasserkunst (frühere Verteilungsstelle der Wasserversorgung), dem „Reuter-Haus“ und dem gotischen Giebelhaus „Alter Schwede“. Da E.’s Knie nicht mehr tragen, trinken wir einen Cappuccino auf dem Marktplatz und gönnen uns einen „Schwedenbecher“ (Vanilleeis, Apfelmus, Eierlikör und Sahne – sehr zu empfehlen!) .Dann bummeln wir langsam zurück zum Auto.
E. hat im Reiseführer etwas von malerischen Alleen im sogenannten „Klützer Winkel“ gelesen, und da wir noch nicht zurück zum Pfarrhaus wollen, fahren wir nun in diese Richtung, also nach Westen. Die Bundesstraße führt an der Küste entlang und an einem Stück direkt am Strand. Da mittlerweile auch die Sonne ab und zu mal durchlugt, besteht B. darauf, dass wir an einem Parkplatz anhalten und ein paar Schritte am Strand spazieren gehen, wenigstens ein paar Minuten. Dann fahren wir weiter und drehen die Runde durch diese Gegend um den Ort Klütz herum, wo es wirklich schöne Alleen gibt. E. und B. versuchen noch, ein schönes Foto zu schießen, aber aufgrund des starken Straßenverkehrs gestaltet sich dies schwierig. Wir machen uns auf Nebenstraßen langsam auf den Rückweg, da wir mittlerweile im Örtchen Dassow angekommen und damit fast die Landesgrenze von Meck-Pomm überquert haben. Eine kurze Pause machen wir noch in dem Dörfchen Bernstorf direkt an der A20, wo ein heruntergekommenes Herrenhaus (Schloss?) direkt an der Ortsdurchfahrt uns magisch anzieht. Wir stellen uns vor, wie dieses Haus wohl restauriert und renoviert aussehen könnte ... wo ist der nächste herrenlose Millionär?
Abends im Pfarrhaus gibt es Räucherfisch aus Wismar und Kartoffelsalat von Ilona und Ekkehard – auch nicht schlecht!
13. Tag, Freitag den 26. Mai 06
Gegen 8 Uhr irrt S. durchs Haus: sie ist als erste wach!? Bis alle wach sind und gefrühstückt haben und startbereit sind, ist es 11.30 Uhr. Es geht Richtung Schwerin. Wir finden den von Ekkehard empfohlenen Parkplatz und bummeln Richtung Schloss. Leider ist es dort mal wieder kalt und sehr windig, außerdem ist das Schloss teilweise eingerüstet und damit nicht so fotogen.
Danach geht es durch die Fußgängerzone Richtung Marktplatz - wie eigentlich in jeder Stadt. Wir schlendern über den Platz und durch die Passage des „Altstädtischen Rathauses“ zum sogenannten Schlachtermarkt mit dem Stierbrunnen. Auf dem Rückweg kehren wir ein im „unmöglichen Gasthaus Kartoffelhaus No. 1“.
B. hat danach die Nase voll (S.und E natürlich auch) von Klassizismus, Gotik, Kirchen, Schlössern und sonstigen Prachtbauten und schlägt einen Ausflug auf die Insel Poel vor. Wir fahren gemütlich durch die Landschaft mit leuchtenden Rapsfeldern und Kastanien- und Linden-Alleen über den –Damm von Groß Strömkendorf auf die Insel. Bei Kirchdorf besuchen wir die alte Festungsanlage von 1610, von der nur noch die Wallanlage zu sehen ist. Innerhalb der Anlage steht die Kirche, inmitten eines gepflegten Friedhofs.
Um endlich einen Leuchtturm zu sehen fahren wir zum Hafen. Wir müssen natürlich wieder einen Parkschein lösen, und bummeln hinunter zum Anleger. Viele große und kleine Segelboote liegen dort, aber für S, die immer noch auf der Suche nach einem reichen Yachtbesitzer ist, ist nichts dabei.
Wir bummeln auf die Mole und beobachten die Anlegemanöver eines Motorboots. Mit einem Eis am Stiel sitzen wir noch eine Weile auf einer Bank im Sonnenschein und schauen den Kindern am Strand beim „Drachensteigenlassen“ zu, bis wir uns auf den Heimweg machen.
Um unsere Vorräte zu reduzieren, gibt es abends Nudelsalat mit Gurke, Würstchen und Erbsen.
14. Tag, Samstag den 27. Mai 06
Wir frühstücken, packen und bringen das Haus wieder in Ordnung.
Die aus dem Keller „gerettete“ Kröte, die sich im Garten zwei Tage nicht vom Fleck gerührt hat, bringen wir wieder in den Keller, wo sie sofort loshüpft und sich offensichtlich wohler fühlt als draußen in der Natur.
Gegen Mittag schließen wir die Pfarrhaustür und werfen den Schlüssel in den Briefkasten. Es regnet und so fällt uns der Abschied nicht allzu schwer. Kleine Abstecher machen wir noch zum Jagdschloss Friedrichsmoor und zum Schloss Ludwigslust, halten uns aber nicht auf, da wir nun doch nach Hause möchten. Mittagessen gibt es in einem Hotel-Restaurant in Kuhfelden (nie vorher gehört!).
Hinter Ludwigslust schaltet der „Kultursender“ auf der Rückbank sein Programm endgültig ab und vor Bad Harzburg klappt auch der „Navigator“ seinen Atlas zu. Nun hoffen wir nur, dass auch der „Kutscher“ seine gute Arbeit bis nach Hause erfüllt.
Wir hätten bestimmt nicht so viel gesehen, wenn wir besseres Wetter gehabt hätten, denn Sonnenbaden und Strandleben fiel ja flach. Trotzdem waren es zwei schöne Wochen in Ostdeutschland, und es muss ja nicht immer Amerika oder Holland sein.
Noch ein Nachtrag für die Statistik: die gefahrene Strecke war 2076 km, in insgesamt 41 Std. und 53 min Fahrtzeit.